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Warum gerade jetzt eine Dramaserie über Verschwörungstheorien?

Warum ist es gerade jetzt wichtig, eine Dramaserie über Verschwörungstheorien zu produzieren? Die ZDF Redakteurinnen Petra Tilger und Karina Ulitzsch, sowie die Drehbuchautorin Zarah Schrade und der Drehbuchautor und Regisseur Matthias Thönnissen haben dazu folgendes gesagt:

Als die Idee, eine Serie über Verschwörungsmythen zu machen, auf dem Tisch lag, war sofort klar, dass das keine Dramaserie werden sollte, die in zwei Jahren zu sehen ist, sondern dass wir damit so aktuell wie möglich sein wollten.

Dementsprechend lag der Schluss nahe, das seit letztem Jahr neu etablierte Format der „Instant Fiction“ dafür zu nutzen.

Im Rahmen der „Instant Fiction“ haben wir in Zusammenarbeit mit ZDFneo und der ZDFmediathek die Möglichkeit, sehr schnell auf aktuelle und virulente Themen einzugehen. Dafür waren die „Schlafschafe“ prädestiniert. Zum Glück haben sich die Tellux Film GmbH als Produktionsfirma und die Kreativen, allen voran Matthias Thönnissen als Regisseur, der gemeinsam mit Zarah Schrade auch das Drehbuch schrieb, mit Begeisterung darauf eingelassen. Denn wenn in wenigen Monaten entstehen soll, wofür man sonst ein bis zwei Jahre braucht, erfordert dies ein extremes Maß an Engagement und Flexibilität.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler, in den Hauptrollen Daniel Donskoy und Lisa Bitter, tragen diese Webserie mit einer Wucht und Emotionalität, die berührt. Sie trifft ins Mark, weil sie die gesellschaftlichen Strömungen unserer aus den Angeln gehobenen Welt auf die Sorgen und Ängste einer Familie herunterbricht. Und mittendrin ein kleiner Junge, der sich einfach nur wünscht, dass Mama und Papa das Gleiche denken. Aber das ist nicht so leicht, wenn sich der eine über die Möglichkeit einer Impfung freut, während die andere glaubt, das Virus sei dazu da, eine neue Weltordnung herzustellen. Unser Ziel war es, die Motive, aus denen eine ganz normale junge Frau zur Verschwörungstheoretikerin wird, zu ergründen.

Dabei nichts zu verurteilen, aber auch nichts zu verharmlosen. Die Serie nimmt deshalb beide Figuren, die „Querdenkerin“ ebenso wie das „Schlafschaf“, erst einmal ernst. Aber sie bezieht eine klare Haltung.

 

Es war uns wichtig, einen Weg zu erzählen. Niemand wacht morgens auf und ist auf einmal Impfgegner, sondern es geht im Kleinen los, mit ersten Sorgen oder Unsicherheiten. Bei Melanie startet es mit der Sorge um ihren Sohn, der sechs Stunden am Tag in der Schule eine Maske tragen muss. Uns war es wichtig, auch Melanies Reise und ihre Motive zu erzählen, um zu verstehen, wie Menschen sich langsam, aber sicher immer weiter in Verschwörungsmythen verstricken können.

Das Thema der Serie ist in Zeiten einer Pandemie besonders brisant, da wir gerade angehalten sind, Masken aufzusetzen, Kontakte zu minimieren, uns impfen zu lassen. Wenn ich also in dieser Zeit beispielsweise einen Partner habe, der nicht an Corona glaubt oder sich den Maßnahmen verweigert, ist es dramatisch, da er damit seine, aber auch die Gesundheit seiner Familie gefährdet. Besonders schlimm ist dies natürlich, wenn Kinder in so einer Familie leben und zum Spielball zwischen den unterschiedlichen Weltanschauungen ihrer Eltern werden.

In unserer Serie verpacken beide Ehepartner ihre Ansichten in „Geschichten“, mit denen sie vor allem ihren Sohn von ihrer Wahrheit überzeugen wollen. Es ist symptomatisch für unsere Zeit, dass es oft weniger auf die Fakten ankommt als auf den emotionalen Gehalt einer Geschichte. Deshalb fanden wir es spannend, unsere Erzählung um einen sechsjährigen Jungen zu entspinnen, der die Pandemie noch nicht faktisch begreifen kann, sondern emotional zwischen Papas und Mamas Geschichte hin und her gerissen ist. Das Beste für ihn wäre sicherlich, wenn seine Eltern die Gräben zwischen sich nicht weiter aufreißen und sich nicht gegenseitige Schuldzuweisungen machen würden. In diesem Sinne sollte man auch unsere Serie eher als ein Gesprächsangebot und nicht als Angriff verstehen.

 

Quelle: ZDF.de