Vaterunser
Mehrteiler, Non-Fiction | 2011
Das Vaterunser – „Spickzettel des Glaubens“
Es ist weitaus mehr, als nur ein Gebet unter vielen, das „Vaterunser“. Es verbindet rund 2,3 Milliarden Christen auf der ganzen Welt – Protestanten wie Katholiken, Orthodoxe wie
Freikirchen. Und nicht nur sie. Das gesamte Wertesystem des europäischen Abendlandes fußt auf jener Lehre Jesu, die kurz und prägnant im „Vaterunser“ zusammengefasst ist, wie auf einem Spickzettel des Glaubens.
Jesus Christus selbst soll das „Vaterunser“ seinen Jüngern gelehrt haben. Davon zeugt das Neue Testament, das seit Jahrhunderten dessen Wortlaut bewahrt und überliefert hat. Auf einem Hügel oberhalb des Sees Genezareth soll der Herr Jesus Christus dieses „Herrengebet“ einer Schar Gläubigen gelehrt haben. Er wollte ihnen beibringen, sich im Gebet kurz zu fassen und mit wenigen Worten all das zu erbitten, wonach sich Menschen für ein gelingendes Leben sehnen.
Vor rund zweitausend Jahren, als Jesus dieses Gebet formuliert hat, wussten seine Jünger sehr genau, worum es in den sieben Fürbitten ging. Aus ihnen sprachen die Sorgen und Ängste aber auch die Hoffnungen der Menschen seiner Zeit. Und heute? Welcher Christ kennt versteht noch die Botschaften, die einst Jesus im „Vaterunser“ formuliert hat? Wer nimmt sich im Getriebe von Arbeit, Familie und Medienkonsum noch die Zeit, die Botschaften der sieben Fürbitten zu hinterfragen und darüber nachzudenken?
Fürbitten wie „Dein Reich komme“ oder „Dein Wille geschehe“, sind schnell heruntergebetet. Aber wer denkt noch darüber nach, was mit dem Gottes „Reich“ gemeint ist? Wo befindet sich dieses Reich? Jenseits der Wolken? In den Herzen der Menschen?
Die BR-alpha-Reihe „Vaterunser“ wirft Fragen auf wie diese und bietet Denkanstöße, die zwei ausgewiesene Experten formulieren: Maria Jepsen, bis Juli 2010 Bischöfin von Hamburg-Lübeck, und Kardinal Walter Kasper, ehemaliger Chefökumene der katholischen Kirche. Als Theologen, wie als Seelsorger, bauen sie seit mehreren Jahrzehnten Brücken zwischen gelehrter und gelebter Religion.
In neun Folgen führen Jepsen und Kasper den Zuschauer auf eine ganz persönliche Entdeckungsreise zu den Ursprüngen des christlichen Glaubens. Dabei erklären sie die Leitgedanken des „Vaterunsers“, seine jüdischen Wurzeln, seine Überlieferung und seine Botschaften, die über die Jahrhunderte ihre Gültigkeit behalten haben. „Es ist das Gebet, das uns mit Jesus verbindet“, so Maria Jepsen, „aber auch mit dem Judentum, denn Juden können diese Gebet in dieser Form genau nachbeten. Es ist ein jüdisches Gebet der christlichen Gemeinschaft geschenkt.“
Sowohl Jepsen als auch Kasper bereichern die Reihe auch mit persönlichen Erlebnissen, die sie als Seelsorger mit unterschiedlichen Menschen zusammengebracht haben. „Jeder darf es beten, nicht nur die Christen“, so Maria Jepsen, „das Vaterunser ist auch für Menschen gedacht, die nicht zur Kirche gehören.“
Entstehung, Wandel und Beständigkeit – über Jahrhunderte und Konfessionen hinweg hat das „Vaterunser“ nichts an seiner Aktualität eingebüßt. Denn die zeitlosen Lehren Jesu, können gerade in einer säkularisiert-urbanen Welt, Halt und Orientierung bieten. „Wenn man nur in der Gegenwart lebt, wird das platt und oberflächlich und auch schwierig das Leben zu bewältigen“, so Kardinal Walter Kasper. „Wenn ich dagegen Beispiele habe von Früher, wo ́s ja oft schwieriger war als für uns heute, dann hilft das, gibt das auch Kraft. Die haben ́s geschafft. Warum soll ich ́s heute nicht schaffen?“
Zwischen Erläuterungen und Erzählungen bietet die „Vaterunser“-Reihe von Andrea Oster auch leise Bilder von metaphysischer Kraft. Es sind Momente des Anhaltens und In-sich-Gehens. Es entstehen Ruheinseln, in denen die Informationen „sacken“ und der Zuschauer eigene Reflexionen zulassen kann.
CAST & CREDITS
Idee: Ulrich Harprath
Buch und Regie: Andrea Oster
Kamera: Stefan Linn, Eric Schimschar
Kameraassistenz: Richard Koburg, Markus Dobler, Benny Zecher, Marco Peschmann Schnitt: Katrin Reichwald
Tonmischung: mars 13 Studios
Koordination Rom: Ernek Reder
Produktionsassistenz: Renate Finkenzeller, Janina Walther
Produktionsleitung: Marcus Boehnke
Herstellungsleitung: Alecsander Faroga
Filmgeschäftsführung: Martina Voglmeier
Producer: Claudia Jünger
Produzent: Martin Choroba, Golli Marboe
Redaktion: Eva Maria Steimle (BR-alpha)
Leitung BR-alpha: Werner Reuß
Eine Produktion von Tellux Film für BR-alpha
Technische Daten
Sendetermin: ab 19. Mai 2011 immer donnerstags um 22:45 Uhr in BR-alpha