Patient Landarzt

Non-Fiction | 2005

Er zählt wie Rettungsflieger und Revierförster zu den Fernsehhelden des Alltags: Der Landarzt. Nicht nur, weil er im Notfall Leben retten kann. Sondern weil er einen Beruf ausübt, der augenscheinlich Sinn macht. „Patient Landarzt“ setzt sich mit dem gängigen Landarzt-Bild auseinander und gibt die Realität des nahezu mythischen Berufsstandes wieder, dessen Fortbestand akut gefährdet ist.

Der Film begleitet zwei Vertreter dieses Berufsstandes durch ihren Alltag: Dr. Wolfgang Weigold lebt bei Schorndorf in Baden- Württemberg. Er ist 64 Jahre alt und möchte demnächst in den Ruhestand gehen. Für seine gut gehende Praxis sucht er einen Nachfolger. Bisher vergeblich. Dr. Weigold ist in dem Ort, in dem er praktiziert, aufgewachsen und duzt fast alle Patienten.

Dr. Michael Gurr ist 39 Jahre alt. Vor drei Jahren hat er eine Landarztpraxis in Eisenberg/Pfalz übernommen. Er wohnt nicht in Eisenberg, sondern in einem Nachbarort. Seine Frau arbeitet halbtags als Sprechstundenhilfe in seiner Praxis. Die aktuellen Arbeitsbedingungen – Druck durch die Krankenkassen, Bürokratie und lange Arbeitszeiten – belasten ihn.

Meinhard Prill und Dominik Wessely blicken den beiden Ärzten über die Schulter, wenn sie Hundebisse, Platzwunden und die ganz normale Bronchitis behandeln oder manchmal auch nur ein kleines Schwätzchen mit den Patienten halten. Denn der Landarzt ist eben nicht nur der „Bauerndoktor“, er ist auch Beichtvater, Seelsorger, Dorfautorität. Nun soll er abgeschafft werden: Sein scheinbar anachronistisches Berufsbild passt nicht mehr in eine Landschaft, in der Politik und Krankenkassen die Entwicklung im Gesundheitswesen festschreiben. Wo anonyme „Gesundheitszentren“ Einzug halten, verwaisen immer mehr Landarztpraxen.

Eingespannt zwischen Verwaltungswahnwitz und gesundheitspolitischem Sparzwang kämpft ein Berufsstand ums Überleben: Der Nachwuchs sieht seine Zukunft längst in den Forschungslabors der Pharmaindustrie, aber nicht mehr in der Praxis auf dem Land.

CAST & CREDITS

Buch und Regie: Meinhard Prill und Dominik Wessely
Kamera: Grischa Schmitz
Ton: Dominik Wessely, Markus Stoffel
Schnitt: Markus Wogrolly
Tonmischung: Thomas Kathriner
Produktionskoordination: Caroline Zichy, Claudia Jünger, Sophie Schlapka, Marlene Nowotny
Produktionsleitung: Alecsander Faroga
Producer: Golli Marboe
Produzent: Martin Choroba
Redaktion SWR: Gudrun Hanke-El Ghomri

Eine Produktion von Tellux Film im Auftrag des SWR

TECHNISCHE DATEN

Dokumentation, 90 min.
Sendedatum: am 2. August 2005 im SWR