Der Krieg in meinem Kopf

Non-Fiction | 2012 | 45 Min

Robert war begeisterter Stabsunteroffizier, Elitesoldat und Hundeführer.

Als Fallschirmjäger kämpft er erst im Kosovo, später in Afghanistan. Am 2. März 2002 explodiert zwei Meter neben ihm eine Rakete. Drei Soldaten vor ihm werden zerfetzt, auch zwei seiner Kameraden. Er selbst wird weggeschleudert, doch wie durch ein Wunder überlebt er mit einem Trommelfellbruch und leichten Verbrennungen. Die äußeren Wunden verheilen, doch: In ihm drin ist nichts mehr wie zuvor. Denn der Krieg geht nach seiner Rückkehr in Deutschland weiter: In seinem Kopf. Robert leidet unter Schlafstörungen und Albträumen, kleinste Gerüche oder Geräusche reichen, und er ist wieder mitten in seinem persönlichen Kriegsfilm. Er wird zunehmend aggressiver und kann sich kaum noch konzentrieren. Geplagt von massiven Ängsten und Aggressionen zieht er sich immer weiter von seiner Familie und seinem Umfeld zurück. Trotzdem entscheidet er sich für zwei weitere Einsätze im Ausland. Seiner Überzeugung nach muss ein Soldat funktionieren. Außerdem ist die Bundeswehr sein Lebenund die Kameraden sind zu seiner Familie geworden.

2008 verliebt er sich, und plötzlich ist alles anders. Er will eine Familie gründen und ein normales, ziviles Leben führen. Doch immer wieder leidet er unter Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Nesselsucht und Aggressionen. Erst jetzt erkennt er, dass dies die Folgen einer Krankheit sind: der Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS. Damit ist Robert nicht allein. Immer mehr deutsche Soldaten kehren mit PTBS aus Auslandseinsätzen zurück. Das vor Ort Erlebte ist nur schwer für die oftmals noch sehr jungen Rekruten zu verkraften. Selten, fast nie, werden sie auf die Dinge, die sie erleben psychologisch vorbereitet. Und auch nach den Einsätzen sind sie mit ihren Erlebnissen oft allein. Erst 2010 wurde ein Trauma-Zentrum der Bundeswehr in Berlin eröffnet.

Mit der Diagnose PTBS beginnt für Robert ein ganz neuer Kampf, der in den Handbüchern der Bundeswehr nicht vorgesehen ist – der Kampf zurück ins Leben, um die Anerkennung von PTBS als Berufskrankheit und gegen die Ignoranz in Politik und Gesellschaft. Auch wenn er mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter im Frieden lebt – der Krieg in seinem Kopf ist noch lange nicht vorbei.

CAST & CREDITS

CAST

Protagonist – Robert Sedlatzek-Müller

STAB

Buch und Regie – Sonja Hachenberger
Kamera – Erik Schimschar, Hans-Jürgen Büsch
Kameraassistenz – Ralf Jakubski, Hannes Richter
Schnitt – Magnus Froböse
Produktionsassistenz – Jule Deumling
Produktionsleitung – Marcus Boehnke
Herstellungsleiter – Alecsander Faroga
Ausführender Produzent – Franziska An der Gassen
Redaktion – Christiane von Hahn

TECHNISCHE DATEN

Dokumentation, 45 Minuten

Sendedatum (Erstausstrahlung) am 23. April 2012 um 21:45 im BR