Credo

Mehrteiler, Non-Fiction | 2009 | 3x45 min.

Gott und Weltall

Seit über 400 Jahren erforschen Astronomen der Vatikanischen Sternwarte den Himmel. Ihr Ziel: Wissenschaft und Glauben zu verbinden. Doch neueste astronomische Erkenntnisse stellen sie vor Rätsel wie nie zuvor.
Noch vor Galileo Galilei begann der Vatikan im 16. Jahrhundert, den Himmel zu erforschen. Seitdem richten Jesuiten ihre Fernrohre auf die Sterne – erst von Rom, dann vom Sommersitz des Papstes in Castel Gandolfo und schließlich von Arizona aus.
Heute betreiben sie auf einem Berg mitten in der Wüste ein modernes Hochleistungsteleskop. Astronomen wie der Direktor Pater Funes oder der Amerikaner Pater Boyle untersuchen mit streng wissenschaftlichen Mitteln rätselhafte Himmelphänomene wie „das Auge Gottes“; eine Galaxie nicht weit entfernt von unserer Milchstraße.
Als Priester beschäftigen sie sich aber auch mit existentiellen Fragen, die sich durch die moderne Astrophysik ergeben: Wie können wir damit umgehen, dass wir als Menschen im Universum immer unbedeutender erscheinen? Könnte sich durch neueste Theorien über „dunkle Materie“ und „Schwarze Löcher“ ein völlig neuer Zugang zu Gott eröffnen? Fragen, mit denen sich auch der deutsche Astronaut Ulrich Walter aus seiner ganz speziellen Sicht auseinander setzt.
Doch ist es überhaupt legitim, Erkenntnisse der Wissenschaft wie die der Astrophysik mit Fragen des Glaubens zu verbinden? Die Vatikanische Sternwarte und die Vatikanische Akademie der Wissenschaften versuchen, diese Brücke zu schlagen. Der Philosoph
Prof. Mutschler sieht dagegen kaum Möglichkeiten für eine Verbindung. Der Kosmologe Prof. Kanitscheider fordert sogar, dass die Kirche sich völlig aus Fragen der Wissenschaft heraus halten solle. Die Auseinandersetzung spitzt sich immer mehr zu. Denn neuste astronomische Entdeckungen lassen vermuten, dass wir kurz vor der Wende zu einem völlig neuen Bild des Universums stehen.

Väterbilder

Die Bilder von Familienvater und Gottvater hingen immer direkt voneinander ab. Heute lösen sich die klassischen Familienmodelle zunehmend auf. Müsste also das zentrale Bild Gottes als Vater völlig neu besetzt werden?
Früher herrschte eine klare Ordnung in den Familien: Der Vater war das Oberhaupt und thronte wie Gottvater über den alltäglichen Familienproblemen. Das Gottesbild spiegelte sich im Vaterbild und umgekehrt. Heute lösen sich die klassischen Familienbilder immer mehr auf. Eltern können eine völlig neue Nähe zu ihren Kindern gewinnen, stehen dafür aber auch in der Kritik, keine Autorität mehr zu haben.
Das Bild der neuen Väter und der neuen Mütter scheint sich nicht mehr im „Vater Unser“ zu finden. Droht also „Gottvater“ – das zentrale Gottesbild des Glaubensbekenntnisses – zu einer reinen Floskel zu werden, oder könnte es gerade heute Ausdruck einer tiefen menschlichen Sehnsucht sein?
Eine Frauenforscherin und ein Männerforscher, die gemeinsam einen Sohn erziehen; ein Kurienkardinal, der fordert, dass sich Väter wieder ihrer Verantwortung bewusst werden, ein evangelischer Bischof, der sich seine Stelle und den Haushalt mit seiner Frau teilt, ein Junge aus einem Heim, der seinen Vater nie kennengelernt hat, Vater und Sohn einer großen Brauereidynastie.
Die 45-minütige Dokumentation „Väterbilder“ erzählt nah an den Menschen, wie schwierig es für Väter und Mütter heute ist, ihre Rolle zwischen Tradition und Moderne zu finden, und wie groß die Lücken sind, wenn die Familie nicht richtig funktioniert. Die Unsicherheit der Väter, Mütter und Kinder heute hat ihren Ursprung in der 3000-jährigen christlichen Geschichte von Familie, die maßgeblich vom männlichen Bild Gottes geprägt worden ist. Eine Vorstellung, die heute wie nie zuvor in Frage steht.

Gottes Werk und Darwins Beitrag

Mehr als 1500 Jahre bestand für Gläubige an einer der Kernaussagen des Glaubensbekenntnisses der Christen kein Zweifel: „Ich glaube an Gott den Schöpfer des Himmels und der Erde“. Doch wie ein Erdbeben brachte Charles Darwin 1859 mit seinem Buch „Die Entstehung der Arten“ diese Überzeugung zum Wanken. Es entstand eine erbitterte Auseinandersetzung zwischen Biologie und Theologie, die bis heute nicht nur anhält, sondern sich in den letzten Jahren noch verschärft hat.
Bevor Darwin einer der größten Naturforscher aller Zeit wurde, studierte er Theologie. Ausgerechnet er ersetzt den Glauben an einen Schöpfergott durch seine Theorie der Evolution, in der Zufall und Notwendigkeit der Motor hinter den Dingen sind. Der Film geht von den Kernaussagen seiner Theorie aus und macht für den Zuschauer spürbar, worin die große Brisanz des Themas bis heute liegt. Mit der zweiten biologischen Revolution durch die Erkenntnisse der Genetik im 20. Jahrhundert verschärft sich die Diskussion um Evolution und Schöpfung noch einmal. Immer mehr rückt die Frage in den Mittelpunkt, ob der Mensch nicht endgültig seine herausgehobene Stellung in der Schöpfung verloren hat, und welche ethischen Probleme durch die Erkenntnisse der modernen Biologie entstehen.
Gleich nach Erscheinen des Hauptwerkes von Darwin stellt sich die katholische Kirche vehement gegen seine Lehre der Evolution und setzt später Bücher seiner Nachfolger auf den Index. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts öffnet sich der Vatikan in sehr kleinen
Schritten den Theorien der modernen Biologie. Doch in den letzten Jahren – zum Beispiel durch Aussagen des Wiener Erzbischofs Schönborn – forciert sie wieder die Auseinandersetzung mit Biologen, die den Glauben grundsätzlich in Frage stellen. Noch radikaler wenden sich fundamentalistische Strömungen wie der Kreationismus gegen die Erkenntnisse der modernen Biologie.
Für viele scheinen mehr denn je die Positionen von Bio- und Theologie unvereinbar. Der Film aus der zwölfteiligen Reihe „Credo“ stellt die Fragen, warum sich der Dialog trotzdem lohnt und ob es einem modernen Gläubigen vielleicht sogar gelingen kann, beide Perspektiven in sich zu vereinen?
Er geht der spannenden Frage Schöpfung oder Evolution nicht theoretisch-abstrakt nach, sondern nähert sich dem Thema in der Perspektive von vier Menschen, die besonders mit dem Thema verbunden sind: Dem Evolutionsbiologen Prof. Franz M Wuketits, einer der größten Darwinkenner im deutschen Sprachraum, der jede Form von Glauben als Selbsttäuschung empfindet; dem Fundamentaltheologen Prof. Wolfgang Treitler der besonders dafür eintritt, den Schöpfungsbericht auf eine neue Art zu lesen; dem Leiter der Zoologischen Staatssammlung in München, Prof. Gerhard Haszprunar, der meint, Biologe und gläubiger Katholik sein zu können; sowie Pater Theophil, der sich seit seiner Jugend für Biologie begeistert, trotzdem Missionsbenediktiner geworden ist und heute sowohl Biologie als auch Theologie unterrichtet. Darüber hinaus kommen auch der evangelische Regionalbischof Dr. Ark Nitsche und der Theologe Prof. Ulrich Lüke zu Wort.

cast & credits

Buch und Regie: Juri Köster
Kamera: Erik Schimschar, Andreas Schneegans, Alexander Preuss, Oliver Sachs
Kameraassistenz: Holger Rex, Dominique Siemens, Hans Schranz, Sebastian Simon, Bene Zirnbauer, Michael Podogil, Richard Koburg, Pius Neumaier
Schnitt: Markus Wogrolly, Hauke Bohnenkamp
Schnittplatz: Fockygasse 33/1, A-1120 Wien
Musik: Michael Pogo Kreiner
Sprecher: Mercedes Echerer
Sprachaufnahme: Thomas Kathriner (blautöne)
Tonmischung: Thomas Kathriner (blautöne)
Equipment: Aljoscha Mix (Kameraverleih Ludwig)
Produktionsassistenz: Valentina Marboe, Kira David
Produktionskoordination: Marlies Wirthner
Produktionsleitung: Caroline Zichy
Herstellungsleitung: Alecsander Faroga
Junior Producer: Florian Weis, Johannes Honsell
Producer: Golli Marboe
Produzent: Martin Choroba
Redaktion: Michael Mandlik (BR), Barbara Krenn (ORF)
Leitung: Sabine Scharnagl (BR), Gerhard Klein (ORF)

technische daten

Dokumentation, 3 x 45 Min.

Sendetermine
Gottes Werk und Darwins Beitrag: 26. Juli 2009 bei BR
Väterbilder: 7. Oktober 2009 bei BR