FRITZ GERLICH PREIS 2024: „Tatami“ von Guy Nattiv & Zar Amir
3. Juli 2024
Zum 12. Mal wurde heute Abend der renommierte „Fritz Gerlich Preis“ im Rahmen des FILMFEST MÜNCHEN in der Allerheiligen-Hofkirche verliehen. Drei Produktionen waren nominiert: „Milch ins Feuer“ (2023) von Justine Bauer, „O Corno“ (2023) von Jaione Camborda, und „Tatami“ (2023) von Guy Nattiv und Zar Amir. Nach der Laudatio von Schauspieler Ferdinand Hofer („Tatort“) nahm die mit 10.000 EUR dotierte Auszeichnung schließlich freudestrahlend Guy Nattiv (Regie, Drehbuch, Produktion) für den packenden politischen Thriller „Tatami“ aus den Händen von Kardinal Reinhard Marx entgegen. Moderiert wurde die Preisverleihung von Nina FIVA Sonnenberg.
Rund 300 Gäste waren am Abend der Einladung der Initiatoren und Veranstalter, der TELLUX-Gruppe und der Erzdiözese München und Freising, gefolgt.
TATAMI (2023) handelt von der iranischen Judoka Leila, die gemeinsam mit ihrer Trainerin Maryam zu den Judo-Weltmeisterschaften reist. Ihr Ziel ist es, die erste Goldmedaille für den Iran nach Hause zu bringen. Während des Wettbewerbs stellt das Teheraner Regime die junge Athletin jedoch vor ein Ultimatum. Sie muss sich entscheiden, ob sie sich dem Regime gegenüber ergibt und ihre Träume an den Nagel hängt, oder ob sie sich widersetzt und weiterkämpft. Eine Entscheidung, bei der die Freiheit ihrer ganzen Familie auf dem Spiel steht.
Auszug aus der Jury-Begründung, der in diesem Jahr Alexander Bothe, Deutsche Bischofskonferenz, Dr. Sandra Krump, Erzbischöfliches Ordinariat München, Claudia Luzius, BR, Cosima von Spreti, LEONINE Studios, und Matthias Thönnissen, Filmregisseur und Drehbuchautor, angehörten:
„Der Film eines israelisch-iranischen Regie-Duos reißt die gesellschaftlich-politische Wahrnehmung in den persönlichen Verzweiflungen auf. Der Film des israelisch-iranischen Regie-Duos Guy Nattiv und Zar Amir verschweigt aber auch die Kosten dieser Entscheidung nicht: das Exil für Leila und ihre Trainerin Maryam, die Flucht von Ehemann und Sohn der Judoka aus dem Iran, das ungewisse Schicksal der Eltern der Sportlerin und der Mutter der Trainerin. Die Jury erkennt ‚Tatami‘ den Fritz Gerlich Preis 2024 zu, weil er in bewegender, stets glaubhafter und mitreißender Weise zentrale Gedanken aus Leben und Werk von Fritz Gerlich aufgreift: Den Widerstand gegen diktatorische Regime, das innere Ringen, das zu Entscheidungen führt, die mit harten Konsequenzen verbunden sind. Rückgrat zu beweisen, die persönliche Freiheit zu erkämpfen, der Gewalt und der Lüge zu widerstehen, die Opfer, die damit verbunden sind – diese Motive verbinden Fritz Gerlich und den Film ‚Tatami‘ über die Zeiten und die Kulturen hinweg in beeindruckender Weise.“
Gerade in der heutigen Zeit ist es sehr wichtig ein so couragiertes Werk auszuzeichnen! Nicht nur inhaltlich ist ‚Tatami‘ etwas Besonderes, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass er der erste Spielfilm mit einer iranisch-israelischen Ko-Regie ist. Im Namen der TELLUX danke ich der Jury für ihre hervorragende Arbeit und gratuliere Guy Nattiv und Zar Amir herzlich zu dieser Auszeichnung!
Martin Choroba, Geschäftsführer der TELLUX-Gruppe
ÜBER TATAMI
Die erfolgreiche Schauspielerin Zar Amir (ausgezeichnet als „Beste Hauptdarstellerin“ in Cannes für „Holy Spider“) feiert mit TATAMI ihr Regiedebüt, für Guy Nattiv („Golda“) ist es bereits der sechste Spielfilm, für seinen Kurzfilm „Skin“ gewann er 2019 den Oscar. Er zeichnet auch, zusammen mit Elham Erfani, für das Drehbuch verantwortlich, das von verschiedenen wahren Begebenheiten inspiriert ist. TATAMI, in den Hauptrollen Arienne Mandi („The L Word: Generation Q) als iranische Judoka und Zar Amir, als deren Trainerin, feierte seine Weltpremiere 2023 in der Reihe „Orizzonti“ bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig und wurde mit dem renommierten „Brian Award“ ausgezeichnet. Zar Amir wurde auf dem Tokyo International Filmfestival zur „Besten Schauspielerin“ gekürt.
ÜBER DEN „FRITZ GERLICH PREIS“
Der „Fritz Gerlich Preis“ wurde von TELLUX und der Erzdiözese München und Freising entwickelt und initiiert und wird traditionell von Kardinal Reinhard Marx überreicht. Der von der TELLUX in München gestiftete Preis ist mit 10.000 EUR dotiert und erinnert an den Münchener Publizisten Fritz Gerlich, geboren am 15. Februar 1883, ermordet am 30. Juni 1934 im KZ Dachau. Er hat als katholischer Christ aus Gewissensgründen schon früh mit beispielhaftem Mut die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten angeprangert und wurde nach deren Machtergreifung als einer der ersten Angehörigen des intellektuell und religiös geprägten Widerstands im KZ Dachau ermordet.
Mit dem „Fritz Gerlich Preis“ werden Werke ausgezeichnet, die inhaltlich in couragierter Weise ein Thema aufgreifen, das publizistischen Niederschlag erfahren hat. Dabei gilt es, dem Bemühen Fritz Gerlichs auch 90 Jahre nach dessen Tod gerecht zu werden, Diktatur und Intoleranz Einhalt zu gebieten, sich für die Menschenwürde entschlossen und unbeirrbar einzusetzen und damit gegen alle Formen des totalitären Machtmissbrauchs, der Verfolgung und der Erniedrigung zu wenden. Die Jury des „Fritz Gerlich Preises“ setzt sich jedes Jahr aus hochrangigen Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus Medien, Kirche und Politik zusammen.
DIE GEWINNERINNEN UND GEWINNER DES „PROPELLER PREIS“
Neben dem „Fritz Gerlich Preis“ wurden heute zum zweiten Mal innovative Young-Adult-Formate, die schwerpunktmäßig ein junges Publikum unter 35 Jahren ansprechen, mit dem „Propeller Preis“ ausgezeichnet. Dotiert ist der Preis mit insgesamt 3.000 EUR, gestiftet von TELLUX next:
- Platz , dotiert mit 1.500 EUR, geht an „Das Leben ist nur noch im Rausch zu ertragen“ von Larissa Dold & Christina Schmid
- Platz , dotiert mit 1.000 EUR, geht an „Homo Masculinus“ von Jona von Büren
- Platz , dotiert mit 500 EUR, geht an „Fame Fatale“ von Laura Lybaschenko, Larissa Dold & Pirmin Sedlmeir
Der „Propeller Preis“ bietet Studierenden der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) die Gelegenheit, ihre kreativen Konzepte vorzustellen und gesellschaftlichen Diskurs zu fördern. Bei der Preisverleihung werden die drei besten Konzepte prämiert. Diese Auszeichnung unterstreicht zum einen die Bedeutung innovativer Ansätze im Journalismus und fördert zum anderen die nächste Generation von Medienschaffenden.
Weitere Informationen zu den Filmen und Preisträger:innen gibt es auf fritzgerlichpreis.de