Am 9.7. im ZDF: „ICH LEBE POSITIV“
20. Juni 2019
„37°: Niemand darf es wissen – Corinne und ihr Geheimnis“
Erstausstrahlung im TV-Programm: Sonntag 09.07.2019 | 22:15h | ZDF
Corinne (23) wurde bei der Geburt mit dem HI-Virus infiziert. Als Kind kommt sie zu einer Pflegefamilie, die leibliche Mutter stirbt an Aids. Seit 15 Jahren begleiten wir sie mit der Kamera.
Die Pflegeeltern halten die HIV-Infektion geheim, weil sie für Corinne Mobbing und Ausgrenzung befürchten. Dabei nimmt Corinne regelmäßig Medikamente, die die Viruslast unter der Nachweisgrenze halten. Vor vier Jahren hat sie sich in einem 37 Grad Film dann geoutet.
2015 ist in der Reihe „37°“ der Film „Niemand darf es wissen“ entstanden, an dessen Ende Corinne, nach dem Abitur und volljährig, von ihrer Infektion erzählt.
Das Outing löst nicht alle Probleme
Ein halbes Jahr danach fliegt sie nach Fuerteventura, um als Betreuerin in einem Ferienclub zu arbeiten. Doch wie werden ihr Arbeitgeber, ihre Kollegen und später irgendwann ihr erster Freund reagieren, wenn sie von der HIV-Infektion erfahren? Ihrem Arbeitgeber legt sie ihre Krankheit offen, auch wenn sie dazu gesetzlich nicht verpflichtet ist. Corinne macht eine überraschend schöne Erfahrung. Die Leiter des Clubs stellen sich hinter sie, Mitarbeiter werden informiert, und für besorgte Gäste wird eine Hotline eingerichtet.
Doch mit dem Outing lösen sich nicht alle Probleme. Corinnes Art, ihr ganzes Auftreten, scheint die anderen zu befremden. Wie früher in der Schule erlebt sie sich auch hier als Außenseiterin. Aber sie hält durch, bleibt sich treu und findet am Ende Anerkennung.
Verantwortung übernehmen
Kaum einer der Mitarbeiter und Gästebetreuer bleibt so lange auf der Insel wie Corinne. Sie beginnt, Spanisch zu lernen und verliebt sich in den spanischen Barkeeper Alexis. Sex ist natürlich auch bald ein Thema. Ihre Krankheit lässt sie zögern, auch wenn sie weiß, dass sie Alexis beim geschützten Sex nicht anstecken kann. Corinne ist nicht mehr nur für sich allein verantwortlich. Jetzt betrifft ihre Gesundheit auch ihren Freund. Alexis ist besorgt, wenn sie die Tabletten nicht regelmäßig nimmt oder nicht auf ihre Gesundheit achtet.
Nach ein paar Monaten bekommt ihre Beziehung Risse, denn Corinne kann sich – anders als Alexis – nicht vorstellen, für immer auf der Insel zu leben. Corinne sucht nach einer neuen Herausforderung. Nach vier Jahren verlässt sie Fuerteventura, um in Mecklenburg-Vorpommern Hotelfachfrau zu lernen. Wieder ein neues Leben und wieder die Frage, wem sie von ihrer HIV-Infektion erzählt und wem nicht. Doch Corinne hat gelernt, bewusst und offen damit umzugehen.
Autorin & Regisseurin Maike Conway über Film und Dreharbeiten
Ich kenne Corinne seit ihrem achten Lebensjahr und begleite sie seitdem mit der Kamera. Seit Corinne ein kleines Mädchen war, hatte sie gelernt, ihre HIV-Infektion zu verschweigen. Als Corinne volljährig wurde, gingen wir zusammen mit unserem Langzeitdokumentarfilm an die Öffentlichkeit. Dieses Coming out war 2015 und für Corinne, die Pflegefamilie, das Filmteam und mich sehr emotional: Wie regieren die Menschen um sie herum, Freunde, Arbeitgeber und ihre erste Liebe? Wie geht es Corinne damit? Mir war klar, dass ich zeigen möchte, was nach dem Outing geschieht.
Ihr neuer Arbeitsplatz in Fuerteventura in einem Ferienclub klang zwar exotisch, machte die Dreharbeiten jedoch nicht einfacher. Wie wird der Arbeitgeber reagieren? Darf Corinne bleiben? Dürfen wir dort filmen? Wir waren alle angespannt und überrascht über die positiven Reaktionen. Ein Glücksfall für Corinne und den Film war Alexis – ihre erste Liebe. Alexis ging ganz unkompliziert und natürlich mit den Dreharbeiten um. Dafür bin ich sehr dankbar, denn durch die Nähe zu Alexis, lernen wir neue Seiten von Corinne kennen. Ich freue mich jedes Mal, über die Szene im Film, wenn Corinne von Alexis einen Kuss bekommt. Denn wie fast immer im Leben geht es auch bei Corinnes Geschichte um die Liebe.
Fünf weitere Jahre haben wir Corinne begleitet, auf ihrem Weg in ein positives Leben.